Dresden: Vier Tage, vier Museen


Sommerpause und gutes Wetter laden ein, die Stadt zu erkunden und klimatisierte Räumlichkeiten aufzusuchen. So ergab sich vor Kurzem eine Reihe von Museumsbesuchen mit unterschiedlichsten Schwerpunkten - in diesem Artikel blicke ich zurück auf die Masse an Eindrücken. Museen sind toll, kann ich generell nur empfehlen!

Porzellansammlung im Zwinger

Porzellan kennen die meisten sicherlich als Geschirr- oder Vasenmaterial. Ursprünglich in China entwickelt, begann die Herstellung von europäischem Porzellan unter August dem Starken (Friedrich August I., 1670-1733) und führte 1710 zur Gründung der ersten deutschen Porzellanmanufaktur in Meißen. Relativ zeitgleich widmete sich der damalige Kurfürst ganz im Sinne seiner Sammelleidenschaft auch der Sammlung von chinesischem Porzellan, so dass die Kombination dieser beiden Quellen in der bis heute erhaltenen Ausstellung ca. 20.000 Stücke umfasst.

Beim ersten Teil der Ausstellung, die chinesischen Exponate mehrerer Dynastien, empfand ich die Darstellung von Szenen wie z.B. Jagd und Landwirtschaft besonders beeindruckend. Einerseits ist es sehr erhellend, ein solches Geschichts-Medium genauer zu betrachten. Auf der anderen Seite stelle ich mir die Frage: wie wäre es wohl, wenn man heute einen Teller verzieren würde - bspw. mit einer Szene aus dem Bundestag oder von einer Demonstration? Auch interessant: die Zusammenstellungen an den Wänden waren teilweise nach Dynastie sortiert und gleichzeitig farbig getrennt. Es machte den Eindruck, dass jede Dynastie ihre eigenen Farben verwendete.

Im zweiten Teil befinden sich überwiegend Mensch- und Tierfiguren. Interessant sind hier wieder die Details der Werke, jedoch mehr im Sinne der Form, da die Stücke größtenteils unverzierte, weiße Oberflächen vorweisen.

Wie ich im Nachhinein sah, digitalisieren die SKD ihre Sammlungen in einem Online-Katalog. Der Besuch der Porzellansammlung ist übrigens Sonntag abends kostenfrei möglich und gut kombinierbar mit einem generellen Besuch des Zwingers. Den Mathematisch-Physikalischen Salon habe ich nach seiner Renovierung bereits besucht und kann ich ebenfalls empfehlen!

Militärhistorisches Museum

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in der Albertstadt im Norden von Dresden präsentiert in seiner Dauerausstellung die historischen Entwicklungen von Krieg, Waffen und relevanten Themen wie „Politik und Gewalt“. Bis Ende Oktober 2018 läuft auch noch die Sonderausstellung „Männlicher Krieg - Weiblicher Frieden? Gewalt und Geschlecht“, in der gezielt auf die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen im Kontext von Gewalthandlungen - sei es im Kampf oder in der Zivilbevölkerung - eingegangen wird.

Im Zuge der Debatten rund um Bundeswehr, Pflichtdienst bzw. Wiedereinführung der Wehrpflicht und dem generellen Einsatz von Waffen in Konflikten kann ich den Besuch im Museum nur empfehlen. Jedoch belasse ich es auch dabei, ohne weiter auf Details einzugehen.

Militärhistorisches Museum Dresden

Das Bild zeigt den Kontrast zwischen dem Altbau des ursprünglichen Arsenalgebäudes und dem eingebauten Metallkeil nach der Konzeption von Daniel Libeskind (*1946, Umbau in den Jahren 2004-2011). Der Keil ist symbolisch ausgerichtet in Richtung der Flugroute der RAF-Bomber von 1945.

Fred Stein „Dresden - Paris - New York“ im Stadtmuseum

Dieser Besuch hatte zwei Facetten: erstens die Ausstellung von Fotografien des in Dresden geborenen Fred Stein (1909-1967) und zweitens ein Blick in das eigentliche Stadtmuseum, mit Erzählungen zu Dresden und seiner kulturellen Entwicklung.

Der Titel „Dresden - Paris - New York“ entstammt von Steins Flucht in den 1930er Jahren über Paris nach New York. Stein entdeckte durch den erzwungenen Karriereumbruch seine Kamera für sich und begann, Szenen in den Städten sowie später Portraits fotografisch festzuhalten. Ich war relativ überrascht, wie viele bekannte Persönlichkeiten vor seiner Kamera standen (u.a. Albert Einstein und Hannah Arendt). Aber auch seine Impressionen aus dem Stadtleben der 1940er erzählen eine Menge Geschichten. Solltet ihr euch für Fotografie interessieren oder sogar den Künstler selbst kennen - die Ausstellung geht bis 7. Oktober 2018!

Und wenn man schon mal im Stadtmuseum ist: ein Blick in die Geschichte Dresdens lohnt sich ebenfalls! Kennen bestimmt einige unter euch - trotz dem ich nun mehrere Jahre in Dresden lebe, habe ich diese Ausstellung bisher nie besucht… Auch hier finden sich allerhand Erkenntnisse, z. B. im Teil „Der Aufstieg der Stadt“ in dem die Gründung (urkundliche Ersterwähnung 1206) und spätere Explosion der Bevölkerungszahl auf über 500.000 Menschen vor dem Ersten Weltkrieg grafisch dargestellt wird. In einem anderen Teil wird der Übergang in die industrielle Produktion und die einhergehende Profilierung Dresdens in bestimmten Industriezweigen veranschaulicht. Sehr zu empfehlen ist die Relief-Projektion, die auch online (leider als Flash) abgerufen werden kann.

Insgesamt ein sehr schönes Museum mit vielen Einblicken in die Stadt.
Tipp: am nächsten Wochenende 18./19. August ist der Eintritt frei.

Skulpturen und Gemälde im Albertinum

Letzte Station dieser Kulturreise. Wer mal auf der Brühlschen Terrasse zwischen Innenstadt und Elbe unterwegs war, ist sicher auch am Albertinum vorbeigeschlendert. Es reiht sich ein in eine Reihe von massiven Bauten, die - mit Fokus auf die Frauenkirche - als Silhouette zum Wahrzeichen Dresdens geworden sind. Auf dieser Strecke befindet sich übrigens auch die Hochschule für Bildende Künste Dresden. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, mal durch die Gänge laufen zu können: machen!

Ein weiteres Mal teilt sich der Besuch in zwei Gebiete. Vom zentralen Lichthof des Albertinum gelangt man in die Skulpturensammlung. Hier befinden sich diverse Bildhauereien mit klassischen Motiven von z. B. Auguste Rodin, hin zu moderneren Exponaten, wie einem Würfel aus Müll („Stack“) und einer Kugel aus Rettungsringen.

Die Treppen weiter nach oben, vorbei am momentan geschlossenen Mosaiksaal, führen dann in dein zweiten Teil, die Galerie Neue Meister mit dem Schwerpunkt auf Gemälde der Moderne. Viele besondere Künstler haben hier je ihre eigenen Räume gekriegt. Zu finden sind so beispielsweise Caspar David Friedrich (1774–1840, Romantik), Carl Gustav Carus (1789-1869, Romantik), Max Liebermann (1847-1935, Impressionismus) und Otto Dix (1891-1969, Expressionismus) mit seinem gewaltigen Triptychon „Der Krieg“.

Albertinum Dresden

Im Albertinum endet dieser Ausflug. Ich könnte natürlich noch sehr viel mehr Eindrücke schildern und Daten sammeln, aber ich möchte euch eure Besuche nicht vorab spoilern 😉 Ich empfehle die Website der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie die Übersicht auf dresden.de.